Die ersten Gehversuche des Kindes vergisst man nicht. Oft wird eifrig fotografiert oder das vorsichtige Tapsen ausführlich gefilmt.
In diesem Zuge kommt oft die Frage auf, ob und wie viel die Eltern ihren Kindern beim Laufen lernen helfen sollten.
Dieses Thema lässt sich gut aus drei Perspektiven betrachten:
- Konkrete Hilfestellungen der Eltern
- Die Haltung der Eltern (Erwartungen, Gefühlszustand)
- Zusätzliches Lauflernmaterial
Allgemein kann man sagen, dass Eltern ihr Kind zwar schützen und fördern, aber nicht überfordern sollten. Der Nachwuchs bestimmt instinktiv, wann es soweit ist, die ersten Schritten zu absolvieren.
Laufen lernen kann nicht erzwungen werden, bei Auftreten entsprechender Verhaltensweisen (erste Versuche zu stehen, Hochziehen an Möbeln, einige vorsichtige Schritte) können die neuen Erfahrungen aber positiv verstärkt und entspannt gefördert werden.
Konkrete Hilfestellungen der Eltern beim Laufen lernen
Bevor die Eltern Hilfen anbieten, sollte der Sohn oder die Tochter überhaupt die physikalischen Voraussetzungen zum Laufen erfüllen. Diese werden im Zuge der normalen körperlichen Reifung erworben.
Geduld statt Übereifer:
Die Knochen & die Muskeln sowie das Nervensystem müssen für die neuen koordinativen Leistungen entsprechend entwickelt sein.
Ist dies gegeben, richten sich die Kinder zunächst von alleine auf oder werden vorher allgemein motorisch aktiver. Erst dann ist vorsichtige Unterstützung angesagt, vorher wäre sie erzwungen und nicht hilfreich.
Bewegung ermöglichen:
Das fängt ganz einfach an, in dem man dem Nachwuchs möglichst viel krabbeln lässt und jede Form von Bewegung, auch gerne im Garten, ermöglicht.
Ab und an können Eltern das Kind danach vorsichtig am Arm nehmen und dieses für ein paar Schritte stabilisieren.
Praktische Tipps und Hintergrundinformationen für interessierte Eltern vermittelt das Video Babys in Bewegung – Folge 8: Stehen und Gehen:
Auf die Reaktion des Kindes achten:
Das Feedback des Kindes zeigt, ob diese Form Hilfe angebracht oder zu viel des Guten ist – aufmerksame Eltern achten daher auf die Reaktionen der Kinder und orientieren ihr Verhalten daran.
Muss man die kleinen Racker schützen, weil sie beim Hochziehen z.B. etwas umwerfen und sich gefährden könnten, dann sollte diese Intervention konsequent, aber mit zugewandten und erklärenden Worten durchgeführt werden.
Die Wohnung absichern:
Eltern tun gut daran, die Wohnung mit Auftreten der Laufversuche möglichst sicher zu gestalten und somit den Kontext zu verbessern.
Das, was in greifbarer Nähe der Kinder gefährlich oder zu wertvoll erscheint, gilt es zu entfernen und an sichere Plätze zu bringen.
Schwere Sachen die das Kind herunter ziehen könnte, sind die am meisten genannte Gefahrenquelle, dazu kommt die kindersichere Gestaltung von Steckdose, Herd und anderen Geräten.
Insgesamt ist es wichtig, das Gehen oder die Gehversuche durch Absicherung der Wohnung zu unterstützen, aber dem Kind auch viel Freiraum zum eigenständigen Probieren zu lassen, um die Freude an der selbstbestimmten Bewegung zu erhalten.
Die Haltung der Eltern
Genauso relevant ist das emotionale und erwartungsmäßige Verhalten der Eltern gegenüber ihrem Kind. Druck und Tadel ist bei den ersten Gehversuchen völlig fehl am Platz.
Pannen, Hinfallen und Anstoßen passieren einfach, denn das aufrechte Laufen ist ja noch komplett neu. Und doch bedeutsam, es markiert einen enormen Schritt in Richtung Unabhängigkeit.
Eine entspannte, positive Geduld zeigt sich als gute Haltung, genau so Lob und Zuwendung, wenn einige Schritte erfolgreich auf den Boden gebracht werden.
Kinder sind sensitive Wesen, sie fangen Stimmungen und diffuse Erwartungen („mein Kind muss jetzt aber Laufen können“) auf, das kann Stress bedeuten.
Besser ist es, sich mit dem Kind zu freuen und es immer wieder zu bestärken, wenn es eigenständig Gehversuche unternimmt.
Aber auch Eltern sind natürlich darauf erpicht, dass ihr Kind laufen lernt. Manchmal hilft es, sich die typischen Zeiten, in denen Kinder das Gehen versuchen in Erinnerung zu rufen.
Bei größeren Zweifeln spricht natürlich nichts dagegen, einen Kinderarzt zu konsultieren.
Zu vermeiden sind penible Vergleich mit gleichaltrigen Kindern, die Entwicklungsgeschwindigkeit variiert bei Kleinkindern mitunter spürbar.
Zusätzliche Hilfen zum Laufen
Ein Lauflernwagen ersetzt die oben skizzierten Prozesse nicht, sondern bietet eine Teilunterstützung an, indem sich die Kinder in aufrechter Position an dem Haltegriff festhalten und den Wagen damit schieben können.
Dieses Schieben eines Wagens wird seit Generationen von kleinen Kinder gemocht, es fungiert somit als Anreiz zum aufrechten Stehen und unterstützt die neuen Gehversuche.
Allerdings sollten Kinder vor dem Kontakt mit einem Lauflernwagen in der Lage sein, ein paar Schritte zu gehen.
Damit sich die Muskulatur der Kinder auch richtig ausbildet, sollte das Kind nicht ausschließlich mit dem Wagen Laufen lernen, sondern natürlich auch eigenständig Gehen können.
Beides lässt im Alltag meist gut kombinieren, sodass ein klassischer Lauflernwagen eine Hilfe mit Spielcharakter bietet.
Wer viel auf die Sicherheit achtet, kann den Nachwuchs beim Spielen mit dem Wagen zunächst beobachten, um zu prüfen, ob er oder sie mit dem Gehgerät etwas anfangen kann und es auch richtig nutzt.